Nach der Gründung des TSV im Jahre 1848 kamen unruhige Zeiten, die auch den Verein in seinen ersten Jahren hart trafen.
Der Krieg 1870/71 legte die Sporttätigkeit ganz still, und erst 1873 wurde unter dem neuen Namen „Turnverein“ der Sportbetrieb weitergeführt. Der Turnbetrieb erfolgte zu dieser Zeit in der Kegelbahn des Solmser Hofes. Im Jahre 1874 (die Mitgliederzahl wuchs in diesem Jahr auf 25) wurde dann offiziell der Kinderturnunterricht aufgenommen und außerdem beschlossen, dass unentschuldigtes Fehlen von Vereinsmitgliedern mit einer Strafe von 3 Kreuzern belegt wird. Zu den jährlichen Turnerbällen mussten die Mitglieder zur Bestreitung der Kosten jeweils vorab Ballkarten kaufen. Wenn ein Mitglied diese trotz Mahnung nicht erwarb, wurde ein sofortiger Ausschluss vollzogen. Ab 1875 benutzte der Verein im Sommer ein vom Fürsten gepachtetes Gelände als Turnplatz. Die ersten Turngeräte fertigten die Mitglieder aus dem von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellten Holz selbst.
1883 gestattete die Stadt die Benutzung des freien Platzes an der Horloff und einer Halle im Spritzenhaus. Der Verein kaufte einen Barren und ein Reck. Es wurde Verbindung mit dem Gau Hessen aufgenommen, um den Turnern auch Gelegenheit zu geben, in den Wettkampf mit anderen Kräften zu treten. Männer wie Wilhelm Frutig als Turnwart, Georg Bender, Wilhelm und Karl Schiffmann traten in Erscheinung, deren Namen im Hungener Turnverein nie vergessen werden können. Neben dem Turnen pflegte der Verein auch das Singen. Die jeweiligen Übungsstunden wurden im 1. Schullokal abgehalten.
Die Übungsstunden wurden in diesen ersten Jahren in primitivsten Räumlichkeiten abgehalten. Die Turnerschaft sehnte sich nach einem eigenen Raum. Es vergingen aber noch eine Reihe von Jahren, bis es tatsächlich 1895 bzw. 1896 möglich war, eine Turnhalle zu bauen. Am 20.07.1894 beschließt erstmals die Mitgliederversammlung des Vereins den Bau einer Turnhalle und beauftragt gleichzeitig den Vorstand, ein Schreiben an den Stadtvorstand zu richten, in dem die Zurverfügungstellung eines 150 qm großen Platzes auf 30 Jahre für den Hallenbau und 400 qm Grundstück für einen Turn- und Spielplatz ohne Pacht und sonstige Abgaben ebenso wie die kostenlose Überlassung von 42,5 cbm Tannenholz beantragt werden soll. Für die Beschaffung des Baukapitals sollten verzinsliche Anteilscheine ausgegeben werden, und für die Rückzahlung der Anleihe sollte die Stadt die Bürgschaft übernehmen, falls der Turnverein sich auflösen oder in Schwierigkeiten geraten würde. Der Stadtvorstand genehmigte den Antrag bis auf die Ausgabe der Anteilscheine bzw. die Übernahme der Bürgschaft.
Nachdem die Stadt dann vom Verein 2.500 Mark Kapitaleinsatz forderte, und dieser sich zur Zahlung der Summe bereit erklärt hatte, verschob der Stadtvorstand überraschend den Bau der Turnhalle auf das nächste Jahr. Der Verein nahm dies nicht hin und aufgrund einer Beschwerde an das Kreisamt kam ein Amtmann nach Hungen und erklärte dem Bürgermeister, dass der Beschluss des Stadtverbandes „als unzulässig erklärt würde“. Der Stadtverband revidierte seinen Beschluss. Der Verein entrichtete am 02.12.1895 an die Stadt 2.500 Mark, und mit dem Bau der Turnhalle wurde alsbald begonnen. Die Einweihung fand am 26. Juli 1896 mit einem großen Programm statt.
Nachdem nun der Verein eine Heim- und Übungsstätte erlangt hatte, führte dies zu einem erheblichen Aufschwung innerhalb des Turnbetriebes. Die stete und anhaltende rege Tätigkeit trug in den darauffolgenden Jahren gute Früchte.
Fortsetzung folgt.